Inzwischen existieren einige anerkannte, wissenschaftliche Studien über die Zusammenhänge zwischen Verhalten und künstlichen Zusatzstoffen (Farbstoffen und Konservierungsmitteln) in Nahrungs- und Genussmitteln.
Im bekannten Wissenschaftsmagazin
The Lancet wurde im November 2007 eine Studie zum Thema Hyperaktivität und Lebensmittel-Zusatzstoffe veröffentlicht. In dieser randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie unter der Leitung von Professor Jim Stevenson und seinem Team
(D.McCann, A. Barrett, A.Cooper, D. Crumpler, L.Dolen, K. Grimshaw et.al) wurden mit 153 drei Jahre alten Kindern und 144 8 bis 9 Jährigen präparierte Fruchtdrinks über einen Zeitraum von sechs Wochen getestet. Die Auswertung der Ergebnisse wurde mittels GHA-Messung (global hyperactivity aggregate) erstellt. Die Studie wurde von der britischen
Food Standards Agency in Auftrag gegeben.
Sie bestand aus den Komponenten:
Skala für ADHS
Elterneinschätzung
Beobachtungen in der Schule
bei den 8-9 Jährigen ein zusätzlicher PC-Aufmerksamkeitstest
Die Fruchtdrinks waren in drei Gruppen präpariert, in Aussehen und Geschmack identisch, 2 Getränke waren mit AFCA (artifical food colours and other food additives) und Natriumbenzoat (Sodium Benzoate E 211) versetzt. Sie unterschieden sich in der Konzentration der Stoffe und dem Farbstoffgemisch.
Mix A
Gelborange E 110
Carmousin E 122
Tartrazin E 102 (in USA Yellow No5)
Conchillerot A E 124
Mix B
Gelborange E 110
Carmoisin E 122
Chinolingelb E 104
Allurarot AC E 129
Placebo
Dosierung:
für 3-Jährige Farbstoffanteil 56 gr (entspricht ca 2 Tüten Süßigkeiten)
für 8/9-Jährige bei Mix A ebenfalls 2 Tüten, bei Mix B 4 Tüten
Ergebnisse:
bei Mix A wurde in der Messung (GHA) im Vergleich zum Placebo eine signifikante Steigerung der Auffälligkeiten festgestellt
bei Mix B entstanden gemischte Ergebnisse, gestreute Einzelergebnisse;
wurde bei Mix B die Auswertung auf Kinder focussiert, die mindestens 85% der Getränke genossen hatten, war ebenfalls eine deutliche, negative Veränderung des Verhaltens zu erkennen.
In den britischen Medien wurde diese Studie als glaubwürdig dargestellt. Mit diesen Ergebnissen konfrontierte die amerikanische
FDA (Food and Drug Agency) bekannte Soft-Drink Hersteller mit der Aufforderung eines Ersatzes für die bedenklichen
Azo-Farbstoffe (diese wurden früher aus Steinkohleteer hergestellt, heute aus Mineralöl). Aus "technischen" Gründen seien solche Änderungen nicht möglich, hieß es. Für betroffene Familien wurde die Empfehlung gegeben Genuss- und Nahrungsmittel mit diesen Stoffen zu meiden. Professor Stevenson jedoch wies darauf hin, dass allein die Meidung dieser Zusatzstoffe noch keine Garantie für die Behebung von Verhaltensauffälligkeiten ist.
Der Hinweis des Studienleiters ist besonders umsichtig, denn in den meisten Fällen ist hyperaktives Verhalten und Lernstörungen durch multikausal beeinflusst.
(Food additives and hyperactive behaviour in 3-year-old and 8/9-year-old children in the community; a randomized, double-blinded, placebo-controlled trial; D. Maccann, A. Barrett, A. Cooper, D.Crumpler, L.Dolen, K. Grimshaw, Jim Stevenson et al.)
An der
New Yorker Columbia University wurde bereits davor in einer Meta-Analyse ebenfalls ein deutlich negativer Einfluß künstlicher Farbstoffe bei bereits bestehender "ADHS-Diagnose" aufgezeigt.
(J. Dev.Behar, Pediatr. 2004;25:423-34).
zum Nachlesen und Quelle: http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=29733&src=suche&p=AFCA
Der britische Ernährungsexperte
Patrick Holford umschreibt in seinem Buch "Optimale Ernährung für die Psyche" ebenfalls einige Studien, welche die Zusammenhänge zwischen künstlichen Zusatzstoffen, Nährstoffmängeln und Verhaltensauffälligkeiten/Lerndefiziten deutlich machen. Auch auf die Zusammenhänge von Inhaltsstoffen in Medikamenten und deren Nebenwirkungen weist er besonders deutlich hin.
Tartrazin E 102 bewirkt „emotionale Veränderungen und Verhaltensstörungen“. An der britischen Surrey University wurde von
Dr. Neil Ward durch Zufügen von Tartrazin in Getärnke (identische Probegetränke, eines mit und und eines ohne Tartrazin) dessen Auswirkung auf das Verhalten und körperliche Zustände untersucht. Nach dem Genuss war die über Urin ausgeschiedene Menge an Zink erhöht. Durch das Verbinden von Tartrazin und Zink im Blut wird die Ausscheidung und die verminderte Aufnahme im Körper beeinflusst. Weiters wurden in seiner Studie bei JEDEM Kind, welches Tartrazin-haltige Getränke zu sich nahm, emotionale und verhaltensmäßige Veränderungen festgestellt.
4 von 10 Kindern hatten starke Reaktionen
3 von 10 bekamen Ekzeme oder asthmatische Anfälle
innerhalb von 45 Minuten Verdauungszeit nach dem Genuß.
(N.I.Ward et al., „The influence of the chemical additive tartrazine on the zinc status of hyperactive children – a double-blind placebo controlled study“, J. Nutr Med., Ausgabe 1, 1990, S. 51-57))(Quelle: Patrick Holford, "Optimale Ernährung für die Psyche")
In einer weiteren placebokontrolierten Doppelblindstudie mit ebenfalls dem Ziel, den Einfluß von Ernährung auf Verhaltensweisen zu erforschen, wurden ähnliche Ergebnisse sichtbar. Von 76 Kindern wurde von
J.Egger und seinen KollegInnen bei 79% eine besonders ungünstige Auswirkung und offensichtliche Verschlechterung im Verhalten festgestellt. Auch hier spielten Tartrazin und künstlich hergestellter
Benzoesäure E210 (Konservierungsmittel) eine wesentliche Rolle, wobei nicht alle Kinder auf diese beiden Stoffe allein reagierten.
64% reagierten auf Kuhmilch
59 % auf Schokolade
49% auf Weizen
45% auf Orangen
39% auf Eier
32% auf Erdnüsse
16% auf Zucker
Die Aufteilung kommt aus 48 verschiedenen Lebensmitteln. Wurden die kritischen Stoffe aus der Ernährung weggelassen bzw. mit Alternativen ersetzt, veränderte sich sowohl das Verhalten, als auch die körperlichen Begleiterscheinungn wie zB häufige Kopfschmerzen, Wutanfälle, chronischer "Schnupfen, Ausschläge (Urtikaria) bis hin zu
Pseudo- und echten Allergien, deutlich zum Positiven bis zum gänzlichen Verschwinden.
("Controlled trial of oligoantigenic treatment in the hyperkinetic syndrome", The Lancet,09.März 1983, S.540-5 J.Egger et al.) Quelle: Patrick Holford, "Optimale Ernährung für die Psyche" , und http://estoll.ch.marissa.hostorama.ch/Autismus/Diss_Verhaltensveraenderungen.htm
Letztendlich können wir durch eine bewusste und aufgeklärte Auswahl an Lebensmitteln und alternativen Therapiewegen die Situation äußerst positiv beeinflussen, möglicherweise unendlich viele Lernförderungsstunden, Eskalationen in den Familien, Therapiestunden und dauerhafte Medikamentation auf ein geringes Maß reduzieren. Eine andauernde, verzichtende Diät führt ebenfalls wieder zu Konfliktpotential.
Übereinstimmend findet sich in der renommierten Ernährungsliteratur und Forschung, die enorme Wichtigkeit der regelmäßigen Zufuhr von ungesättigten und gesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Auch der deutliche Hinweis auf den Verzicht von Anti-Nährstoffen ist präsent.
Mit dem Gedanken eines mutlikausalen Zusammenhangs jedoch können wir gleichzeitig, aber wohl nicht immer alle systemischen Verwicklungen, genetischen Dispositionen und Seelenwege erledigen. Zumindest jedoch verantwortungsbewusst durch Information mit den Kindern gemeinsam die Wahl treffen.