Glückliche und ausgeglichene Kinder mit Naturdüften und gesunden LEBENSmitteln begleiten

Dienstag, 30. November 2010

Mandelmus & Freunde

Prunus dulcis (Mill.) D.A.Webb ist die botanische Bezeichnung für diesen poetischen Baum aus der Familie der Rosacea (Rosengewächse), dessen Ursprungsheimat Zentral- und Südwestasien sind. Heute finden wir Mandelbaumplantagen in den USA (Kalifornien), Spanien, Pakistan und Iran gepflanzt.  In Europa gedeiht er vorwiegend im Mittelmeerraum. Wächst er wild, bevorzugt er Höhenlagen zwischen 700 bis 1600m an sonnigen, eher steinigen Hängen. In Mitteleuropa wächst er auch gerne in milden Regionen, in denen der Weinanbau bevorzugt wird (Rheinhessen, Pfalz, Mittel bis Norddeutschland).  Dieses Rosengewächs gehört neben Lein, Hirse und Sesam zu einer der sehr alten Nutzpflanzen der Menschheit. Die Verwendung der nahrhaften süßen Mandeln und dem daraus gepressten milden Mandelkernöl reicht über 4000 Jahre zurück.
In Stephanie Faber's "Geheimnisse der Heilkosmetik" nennt sie Mandelöl noch als "Oleum Amygdalarum".
Sie entführt den Leser in die antiken, mythisch-geheimnisvollen Welten und Bräuche der damaligen Anwendungen von Ölen und Essenzen, die wir auch heute noch als moderne Menschen verwenden. Viel zu oft vergessen wir, wie lange die Zeit, die Natur uns mit allen herrlichen Früchten, Pflanzen, Ölen, Blumen, Harzen beständig begleitet! Sie erzählt, dass bereits in assyrisch-babylonischen, phönizischen und kanaanäischen Dokumenten Beschreibungen der damals und heute meist verwendenten pflanzlichen Ölen gefunden wurden. Sie nennt zu diesen Ölen: Mandel-, Lein-, Mohn,- Sesam,- Rizinus-, und Olivenöl.
Schon damals schätzte man die "Sanftheit" des Mandelkernöles und verwendete es wie heute für die Baby- und Schönheitspflege der Frauen. Es galt als besonders balancierendes Öl für das Wohlbefinden, es sollte dem "Wesen und der Haut göttlich milden Glanz verleihen". In der tibetischen Heilkunde heisst es: "....nur sehr Nachdenkliche werden die Schöpfungsidee dieses Öls erfassen und seine Botschaft wird auf der Erde solange wohlbehütet sein, bis die Menschen erkennen, daß die Rettung der Welt niemals stattfindet, solange eine Masse die andere überwältigt. Es ist die Aufgabe eines Jeden, Illusion und Selbstüberschätzung abzustreifen, damit das Selbst gefunden werden kann und das Ziel geistiger Reife ist im Evolutionsprozeß die Erkenntnis des Selbst in allen Dingen."
Auch in indischen traditionellen Sichtweisen wird es als balancierend, chakrenausgleichend und in "gute Ausrichtung" bringendes Öl gewürdigt. Es fange Wut- und Frustrationsschleifen auf, aus denen wir oft nicht herausfinden und fördere eine ganzheitliche Sicht- und Denkweise.
Ich habe hier bewusst nicht all die Informationen über das sowohl in der kommerziellen als auch Naturkosmetik, Aromapflege, Massage- und Babypflege verbreiteste Öl zusammgetragen, die in all unseren Aromabüchern stehen.


Vielmehr möchte ich kurz das aus den geschälten, ungerösteten Mandelkernen schonend hergestellte Mandelmus vorstellen. Es ist ein unglaublich nahrhaftes, veganes, sättigendes, gesundes Nahrungsmittel (Mineralstoffe, Vitamine, Calcium, Magnesium). Inzwischen gibt es verschiedenste "Muse" aus Cashewnüssen, Mandeln, Sesam, Tahin (Erdnuß).  Sie eignen sich als Brotaufstriche, zur Herstellung von Mandelmilch und allerbeste Alternative zu Nutella &Co. Sie sind Zusatzstoff-, Konservierungsmittelfrei, ohne künstliche Aromen. Hier könnt ihr Euch bei einem Naturkostanbieter der ersten Stunde in einer tollen Grafik über die Herstellung von Nußmusen allgemein informieren. Es gibt ein informatives pdf zum freien Download.Jedoch auch andere, gängige Bio-Lebensmittelanbieter, die in gut sortierten Bio-Lebensmittelfachgeschäften zu finden sind, führen inzwischen verschiedene Nußmuse.
Mandel, - Sesam- und Cashewnussmus eignen sich bestens für Allergiker, besonders wenn mehrere Allergien/Kreuzallergien vorliegen, bei Neurodermitis und in Fällen von anhaltenden Nahrugnsmittelkarenzen. Pubertierende und Kinder, Erwachsene, die vermeintlich keine Zeit zum Kochen und Essen haben, profitieren ganz gewisse von den "schnellen" Varianten.

Als ich vor über fünfzehn Jahren bereits für mein inzwischen "große" Tochter (heute 16), schon die Fläschchen mit Mandelmilch zubereitete, galt ich noch als "Spinner". Es hieß im Umfeld, das arme Kleine würde verhungern, es bekäme nicht genügend Nährstoffe und gut sortierte Bio-Läden waren eine Seltenheit, behaftet mit "Hobbythek und Löwenzahntouch" plus "Die alternativen Grünen",...damals. Heute ist es fast schon "chic", bewusst und leider für viele Menschen zu teuer geworden, auch wenn dies für Fair-Trade und bio-demeter Produkte gerechtfertigt ist.
Meine Tochter hatte schon damals starke Neurodermitis, seit ihrem dritten Lebensmonat, ...
Sie hatte weder Hunger, noch stand sie still in der Entwicklung ....obwohl die "Arme" keinen Dreh & Drink Saft im Fläschchen bekam, sondern griechischen Bergtee, Rotbusch oder später Cystus incanus-Tee.

Mandelmilch im Fläschchen oder in die ersten Breinahrungen gerührt, ist eine hervorragende Alternative zur Welt der hypoallergenen Pulvernahrung. Auf den ersten Blick teuer, denn ein 500g Glas kann zwischen 7-10 Euro kosten, jedoch benötigen wir davon wirklich kleine Mengen.

Mandelmilch für's Fläschchen á la marta:
250 ml Reis- oder Hafermilch
(es geht auch Ziegenmilch, die muss aber superfrisch sein, sonst "riecht" sie; Ziegenmilch hat einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und kommt der Muttermilchzusammensetzung sehr nahe)
1/2 Tl weißes Mandelmus
evtl ein paar Tropfen pflanzliches Öl (Lein,- oder Borretschsamen zB - wirklich nur ein paar Tropfen); extra süßen ist nicht wirklich nötig. Die verschiedenen Muse können abgewechselt werden.
Das Mandelmus in der sich langsam erwärmenden Milch in einem Topf mit einen Schneebesen einrühren, wichtig, ist, dass es ganz glatt gerührt wird, das dauert ein wenig, sonst verstopft der Sauger.
Pflanzenmilch erhitzt sich wesentlich schneller als Kuhmilch, braucht nicht aufgekocht zu werden, sondern nur erwärmt; NICHT in den Wasserkocher geben, dort kocht sie viel zu schnell über und wird viel zu heiß. Nicht mit Wasser zubereiten, dass ist nicht so wohlschmeckend und zu wenig sättigend.

Mandel-Schokocreme:
Bio-Butter oder vegane pflanzliche Margarine
Mandelmus weiß, ungeröstet
ungesüßtes Bio-Kakaopulver oder Carobpulver
Virgin Coconut-Oil
evtl etwas Schlagsahne/obers
5-10 Tr Vanilleextrakt
5-10 Tr Kakaoextrakt
evtl etwas Zimtpulver und ein wenig Roh-Rohrzucker (gibt es auch als Puderzucker)
oder Stevia  (mit Flüssigsüßmitteln wird die Masse zu weich)
je nach Menge und Gefühl alle diese Zutaten miteinander cremig glatt mixen, in ein sauberes Schraubglas füllen, fertig!

Mandelmilch und die anderen Nussmuse könnten auch in der Pflege/klinischen Bereich eine große und sinnvolle Hilfe sein für Menschen, die keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen können. Die Muse lassen sich sehr gut auch in Topfen/Quarkspeisen, Jogurths, Desserts, Salatsoßen, gekochte Speisen udn Soßen einrühren. Ein sinnvolle Ergänzugn auch bei Kindern, die mit Appetitlosigkeit kämpfen, bei Esststörungen, für Kinder und Menschen mit Beeinträchtigungen, da wir von diesen Musen nur wenig benötigen, leicht in Gerichte "hineinmogeln". So könnten wir ein Stück weit beitragen, die Versorgung mit Nährstoffen auch in schwierigen Körper- und Geisteszuständen gewährleisten.
(fotos: wikipedia, frei)

Montag, 29. November 2010

Bergamotminze, Mentha nothovar.citrata (Ehrh.) Briq. - sanfter Ausgleich


In der Aromaliteratur finden sich nur vereinzelt ein paar Zeilen zu dieser Ester betonten Minze-Art. Auch über praktische Anwendungen hört und liest man in der Aromawelt wenig über sie. Seit einigen Wochen beschäftigt mich dieses Öl. Bereits letztes und vorletztes Jahr hatte ich eine längere Zeit, in der ich sie regelmäßig verwendete. Sie ist die stille Minze, die ruhige, sanfte Ausgleicherin. In der Signaturenkunde ist sie eine der Venuspflanzen, was die Tendenz dieses Öles, als „weiblichen Charakter“ - Yin - unterstreicht. Zu diesem sanften Öl kann ich im Grunde fast nur aus meiner eigenen Anwendungserfahrung schreiben. Es ist nicht viel teurer als bestes Lavendelöl, mit einem sehr ähnlichen Inhaltsstoffspektrum, könnte also auch in der Aromapflege und klinischen Bereich sinnvollen Einsatz finden. Möglicherweise ist es einfach nur zu unbekannt, oder doch zu teuer, oder es gibt noch viel zu wenig seriöse wissenschaftliche Veröffentlichungen zu ihren Wirkweisen (zu diesem Öl habe ich mich noch nicht durch Studien-Datenbanken hierzu durchgelesen….)
In unserer Ausbildung hörten wir von Eliane, es könnte als „europäisches Teebaumöl“ ein guter Ersatz sein für das weit her importierte australische Teebaumöl (Melaleuca alternifolia). Bergamotminze ist nicht so oxidationsanfällig wie Teebaumöl und ebenfalls sehr hautmild. Sie bietet ein ganz ähnliches Inhaltsstoffspektrum wie der Lavendel fein und die Bergamotte mit einem noch höheren Linalyacetat-Anteil von 57-63% und 22-25% Linalool sowie einem unbestimmten Anteil am Sesquiterpen β-Caryophyllen. Wir könnten es also für Alle, die keine Lavendelfans sind, „anstelle von“ verwenden. Die Sesquiterpene modulieren ein strapaziertes Immunsystem und fördern die Genesung von lang anhaltenden chronischen Zuständen. Die Bergamotminze ist nicht nur stark entkrampfend und entspannend, sondern besonders hilfreich nach lang anhaltenden, kummervollen, emotionalen und seelischen Distress entstandenen Zuständen. Hier ist diese freundliche Minze in Wirkung und Duft eine sehr gute Ergänzung mit Petit Grain bigarade, das eines der klassischen Helfer für alle durch vegetative Dystonie bedingte Zustände ist.
Für mich hat die Bergamotminze eine weibliche Bezeichnung, „SIE“. Thymian Ct. thymol zum Beispiel dagegen wäre DER Starke, Mutige,…. In unauffälliger, ruhiger Weise gleicht sie aus – ohne schläfrig zu machen, ohne in der Wirkung zu kippen, wie es bei Mandarine rot oder Lavendel leicht sein kann, wenn wir diese Öle überdosieren. Vor zu vielen Tropfen bewahrt bei der Bergamotminze schon ihr Duft.

Als eher untypische Minzenart gibt sie Leichtigkeit besonders im Darm-Unterleibsbereich, doch auch im ganzen System des Körpers sowie der feinstofflichen Ebenen kommt mir vor; wobei sie eine Art friedliche, leichte Ruhe vermittelt. Sie ist äußerst ausgleichend auf unser Zentralnervensystem und die Stimmung, jedoch ohne die schweren Inhalte einer Cistrose oder Schwellenthemen der Immortelle. Besonders bei Gefühlen der Dauermüdigkeit, die sich durch anhaltende, depressive Verstimmungen eingestellt hat, wirkt sie sanft „wachmachend“, hilft die Konzentration ausgeglichen zu halten. Dies könnte durch die regelmäßige Einnahme von Leinöl unterstützt werden. In diesem Punkt könnte sie auch ein sehr wertvolles Öl mit Lavendelsalbei (Salvia lavandulaefolia) zusammen in der Unterstützung von Menschen mit Hirnleistungsstörungen sein. Sie trägt nicht die klärende-reinigende-neutrale Tendenz des Lavendels. Als Venuspflanze harmonisiert sie auf allen Ebenen; „zeichnet“ die „weiblichen Konturen“ im symbolischem Sinne, ähnlich dem Ylang Ylang und dem Nachtkerzenöl, wenn wir dieses in der Hautpflege und innerlich anwenden. Ganz unauffällig gleicht sie zyklusbedingte, psychische und körperliche Erscheinungen aus (PMS, schmerzhafte Menstruation). Hier würde sie eine gute Ergänzung mit Rosengeranienöl und der Einnahme von Borretschsamenöl bilden. Sie fühlt sich in diesem Zusammenhang ähnlich ausgleichend wie das Mönchspfefferöl (Vitex agnus castus) an, möglicherweise ebenfalls positiv einwirkend auf den Dopaminhaushalt, jedoch um ein Vielfaches angenehmer und friedlicher im Duf. Ein Tropfen Mönchspfeffer in der Duftlampe schon mit einem Tropfen. Doch tendiert dieser etwas mit seiner Stärke in Richtung der Angelikawurzel. Das Traumgeschehen kann intensiv und befremdlich beeinflusst werden, auch Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit können schnell auftauchen, bei empfindlicheren Wesen. Für Menschen, die einer bestimmten Art Träumen und spirituellen Pfaden nicht vetraut sind, kann so eine Erfahrung auch abschreckend sein. Diese Tendenz hat die Bergamotminze nicht. Sie ist duftintensiv, würzig-krautig, warm. Bei tieferem Riechen hat sie Etwas vom speziellen Geruch frisch destillierter Hydrolate, besonders von dem des ganz frischen Pfefferminzhydrolates.

Daher kann die Bergamotminze Mischungen im Duft schnell übertönen und sollte sparsam angewendet werden. Sie passt gut mit zitronigen Noten, die ihr etwas das Krautig-Würzige nehmen. In selbst hergestellten Rasierwässern kann sie sowohl zur Besänftigung problematischer Jugendhaut (zB mit Manuka und Hamamelishydrolat zusammen) als auch rebellischer Gemüter hilfreich sein. Für morgens und tagsüber als würzig/erfrischendes Rasierwasser mit Rosmarinhydrolat, Bergamotminze, Thymian linalool, Zitrone. Die exotisch sanfte, würzige Variante könnte sein: Zitronen- oder Linalool-Basilikum, Vetiverhydrolat, Bergamotte, Koriander, Patchouli, schwarzer Pfeffer. Auch Sandelholz würde in diese Art Mischung passen, jedoch sollten wir uns Sandelholz aus ökologischen Gründen nur für unbedingt notwendige und spezielle Indikationen oder Anwendungen vorbehalten. In körperlichen Indikationen können wir sie bei Blähungen, Blasenentzündung, zur Stärkung der Leber und der Bauchspeicheldrüse anwenden.
In der Aromaküche bereichern ihre getrockneten Blätter als Tee oder als feines Zusatzaroma in Schwarztee.
Für Kleinkinder würde ich dieses Öl jedoch eher nicht empfehlen, eher für Kinder ab zehn und in der Pubertät. Als ideales Einschlaföl kann man sie nícht bezeichnen, eher ein Öl für den Tag. Evtl am Abend kombiniert mit einem Tropfen Neroliöl. Mir fiel auf, dass vor allem Burschen dieses Öl gut annehmen. Wie ich diesem Post schon erwähnt habe, scheint eine Affinität zu besonders sensiblen, hellen und hochbegabten Kindern zu bestehen. Dazu punktet die mentholfreie Bergamotminze mit wundheilenden und blutstillenden Eigenschaften: das Öl kann pur in kleinere bis mittlere Schnittwunden oder auch Verbrennungen gegeben werden. Das Öl brennt nicht. stillt  fast sofort die kleinere Blutung, desinfziert und beschleunigt bei Schnitten das Zusammenheilen, ähnlich der Pfefferminze, dem Lavendel fein und der Cistrose (von ihr sagt der französiche Aromatherapeut Dr. Daniel Pénoel, sie ist die "aromatische Naht" in der Aromatherapie).
Ich bin sehr sicher, dass dieses Öl auch in der klinischen Aromatherapie und Aromapflege eine sinnvolle Alternative sein kann zu den bekannten, meist verwendeten Ölen.

entkrampfend/entspannender Raumspray á la Eliane:
Muskatellersalbei
Mandarine rot
Bergamotminze in 50ml Alkohol
harmonisch, frische, stärkende Mischung in der Duftlampe:
1 Tr Zitronenthymian
2 Tr Petit Grain citronnier
2 Tr Bergamotminze
gut fürs „vor sich hin arbeiten“ und Lernen
Gesichtspfleglotion für 30ml, nährend, pflegend, sinnlich:
10 ml Nerolihydrolat
10 ml Jojobawachs
5 ml Wildrosenöl
5 ml Nachtkerzenöl
3 Tr Ylang Ylang complet oder extra
2 Tr Bergamotminze
1 Tr Basilikum linalool
1 Tr Neroli
zuerst das Hydrolat, dann die fetten Pflanzenöle, danach die ätherischen Öle in eine 30ml Braun- oder Blauglasflasche füllen, mit Sprayaufsatz versehen, Bechriften nicht vergessen, vor der Anwendung gut schütteln (nicht wild, eher gleichmäßig und sanft), man fühlt während des Schüttelns, wann sich die Emulsion verbindet. Beim Aussprühen entsteht eine milchige Lotion. Bei Mischhaut oder etwas fettigerer Haut kann der Anteil an Hydrolat erhöht werden, ½ Hydrolat, ½ Pflanzenöle.
(fotos oben und letztes, e.zimmermann, foto mitte: frankfurter gartencenter, bergamotminze schreibart: bezng nach Zander, 17. Aflg)




wieder zurück in österreich...noch ein paar gedanken

Ein paar Gedanken möchte ich noch fortsetzen zu meinem letzten Post:
Inzwischen sind die Familie Komani und Familie Zogaj zurück in Österreich.
Bei Familie Komani ging es sehr schnell, innerhalb von Tagen nach der Abschiebung auf größten öffentlichen Druck, massiver Kritik internationaler Menschenrechtsorganisationen und möglichem, vollkommenen Gesichtsverlust der Innenministerin. Kurz nach der Abschiebung wurde der Leiter der Fremdenpolizei "rausgeworfen". Das ging sehr schnell. Niemand übernahm tatsächlich die Verantwortung für die Entscheidung ím Fall Komani. In einer sehr bekannten österreichischen Tageszeitung las ich in jenen Tagen einen Artikel hierzu,.....wie beiläufig stand dort:."Arigona bald zurück"....."und auch ein anderer Fall könnte für die Betroffenen glücklich enden.. Es sei ein "Happy End" für die Familie mit den Zwillingsmädchen.
Dieser "beiläufige" Fall der Familie Zogaj führte fast zu einer gespaltenen Nation, in der sich deutlich die "innere Heimat" der Bevölkerung zeigte. Arigona - damals ein Teenager, heute 18 - hielt ganz Österreich fast vier Jahre in Atem! Ein mutiges Mädchen, sehr mutig, denn sie ist aufgestanden! Aus der Flucht in die Flucht! Für Jahre ein untergetauchtes Leben als Teenie, um ihre Familie zu schützen und zu retten. Profil bezeichnet sie in seiner Januarausgabe 2010 als "Mensch des Jahres". Andere Teenies in diesem Alter konzentrieren sich auf Shoppen, Handy, Freunde...fühlen sich SICHER.
Am Mittwoch vergangener Woche reiste Familie Zogaj mit legalen Visa zurück nach Österreich, nachdem sie im Juli 2010 "freiwillig" ausgereist waren. Ich gönne es Ihnen, vor allem Arigona, von ganzem Herzen. Soviel Mut verdient ein Leben. Es lässt meine Tränen laufen....manche Native-Kulturen sagen: "Tränen sind die Heilung für's Land".
All den vielen Negativ-Kommentaren und "Aufregern" wünsche ich keine Sekunde den Lebens- und Gefühlstausch mit den Millionen Menschen aus Kriegs-, Krisen- und Katastrophengebieten. Natürlich haben diese Themen viele Seiten, berechtigte und unberechtigte. Doch wo auf der Welt gibt es die nicht???????!! Egal in welchem Land.
Abgesehen von all den politischen, gesetzlichen Hintergründen, der gelenkten Berichterstattung, der Fremdenrechtsgesetzgebung, demütigender kritischer und rechtsgerichteter Aussagen, hat Arigona ganz grundlegende Dinge aufgezeigt, stellvertretend für all die vielen Komanis und Zogajs in Europa. Auch mal davon abgesehen, welche seltsamen Wege auf unserer Erde Religionen, Kulturen, Politik für ihre jeweiligen Argumente nutzen! Letztendlich: wer macht Gesezte, Regeln, wer trifft Entscheidungen, wer demütigt, wer richtet, wer schiesst, wer gibt Befehle, wer hat Macht.....? WIR, die Menschen selbst. Niemand außer uns legt diese Dinge fest. Somit hätten wir im Grunde auch immer die Wahl.
Es macht einen großen Unterschied, ob wir aus Freiheit FREI sind zu gehen, wohin wir möchten, oder ob wir gehen MÜSSEN, weil es eine mögliche letzte, ungewisse Perspektive für's Überleben darstellt.

Für jeden Menschen ist es legitim und existenziell, die innere Bindung seiner Herkunft und Kultur im Sinne der eigenen Identität behalten zu dürfen. Es ist unsinnig zu glauben, dass jemals ein europäischer Auswanderer - es sei hier nur ein stellvertretendes Beispiel- in Afrika, auch in seinem Allerinnersten, in seiner tiefsten Seele durch und durch ein Massai würde. Selbst, wenn wir uns perfekt anpassen, es bleibt Innen immer Etwas - es könnte vergleichbar sein mit dem "genetischen Erinnerungsvermögen" der Pflanzen. Eine australische Backhousia citriodora (Zitronenmyrte) wird sich nicht auf einmal in eine Blutbuche verwandeln, nur weil sie als Kübelpflanze in Mitteleuropa auf einer Terrasse gezogen wird.
Sei es die vertraute Tonation der Muttersprache (selbst wenn wir sie nicht mehr sprechen), seien es Gerüche, Farben, der Wind, die Farbe der Erde, es kann nicht gelöschst werden. Sicher gibt es viele Fälle, die verständlicherweise aus verschiedensten Gründen keine Bande mehr möchten. Ich persönlich verstehe auch das sehr gut. Dennoch bleibt es in Dir.

Es gibt unendlich viele Komanis und Zogajs, was es zuwenig gibt ist GLEICHWERTIGKEIT.

In diesem Sinne schreibe ich nun wieder zur Aromatherapie.

ps: die gedruckte Ausgabe des profil 4. Januar 2010 stellt die Geschichte ausführlich dar.